Führung durch die Apfelweinkelterei Possmann
Die Apfelweinkelterei Possmann ist eine Apfelweinkelterei mit Sitz in Frankfurt-Rödelheim und zählt zu den weltweiten Marktführern. Die Kelterei gehört zu den wenigen Unternehmen, die auch aus eigenem Baumbestand Speierlinge verarbeiten. Das Unternehmen ist seit seiner Gründung ein Familienunternehmen.

Ende August nahm ich an einer Führung durch den Betrieb teil. Dabei erfuhr ich allerhand Interessantes über die Geschichte der Kelterei und den Herstellungsprozess von Apfelwein. Anschließend hatte ich mit der Verkostung eine Premiere, da ich noch nie zuvor Apfelwein probierte. Nach der Verkostung wird das auch nicht mehr vorkommen 😉
Die Geschichte der Kelterei
Im Jahre 1875 verlässt der Weinküfer Philipp Possmann das elterliche Weingut in Laubenheim an der Nahe, zieht nach Frankfurt und übernimmt das „Gasthaus zur Stadt Offenbach“. Einige Jahre später beginnt er, für den Ausschank in seinem neuen Wirtshaus „Zum Taunus“ in Rödelheim, selbst Apfelwein zu keltern.
1881 liefert er den selbst gekelterten Apfelwein auch an die Gaststätten seiner Umgebung und an andere Kunden. Dies ist der offizielle Beginn der Unternehmensgeschichte. 1900 stirbt der Firmengründer, woraufhin sein Sohn sich ganz auf die Kelterei konzentriert. 1929 erhält das „Stöffche“ aus Rödelheim auf der Kochkunstausstellung das erste Diplom, dem bis heute noch zahlreiche Auszeichnungen gefolgt sind.
Das Grundstück an der Eschborner Landstraße in Rödelheim, der heutige Firmensitz, wird 1937 erworben und dort eine Abfüllerei errichtet. Während der Kriegsjahre wird ausschließlich Apfelsaft produziert. 1947 sind die Anlagen völlig zerstört. Es wird ein großer Natursteinkeller gebaut, der ein Jahr später drei große U-Boot-Lagertanks für Saft aufnimmt. Auch das „Stöffche“ erhält in diesem kühlen und feuchten Keller seine Reife und seinen vollen unverwechselbaren Geschmack.
1978 werden eine neue Füllerei, eine geräumige Ladehalle und ein größeres Lager fertig gestellt. In den Holzfässern und Tanks finden jetzt bis zu 20 Millionen Liter Apfelwein und -saft Platz. 2016 feiert die Kelterei ihr 135-jähriges Bestehen mit einem großen Kelterfest im September.
Der Kelterprozess
Maische und Most
Die aus dem Frankfurter Raum, Taunus, Wetterau, Maintal, Vogelsberg und Odenwald angelieferten Äpfel unterliegen nach dem Schütteln einer gründlichen Reinigung durch Reiben und Bürsten unter fließendem Wasser. Vor der Verarbeitung werden alle Äpfel noch einmal überprüft und ungeeignete aussortiert. Danach wandern die Äpfel in eine Mühle, in der sie zerkleinert werden.

Die nun aus kleinen Apfelstückchen bestehende Maische kommt als nächstes in die Pressen. Jede der Bandpressen kann in der Stunde 10 Tonnen Landäpfel zu frischem Saft verarbeiten.
Lagerung
Der frisch gepresste Apfelmost wird auf direktem Wege in die Fässer und Tanks gepumpt. Im Keller der Kelterei befindet sich eine Vielzahl an Lagerkapazitäten, in denen die in der Erntezeit gepressten Apfelsäfte- und Weine für den Jahresbedarf aufbewahrt werden und reifen. Diese Tanks bestehen neben alten Holzfässern zum größten Teil aus Edelstahl-Tanks á 200.000 Liter.

Zusätzlich gibt es drei U-Boot-Tanks im Keller, die je 418.000 Liter fassen. Jeder Tank ist 21 Meter lang und 6 Meter hoch. Hitler hatte sie als Riesen-U-Boote kurz vor Kriegsende bauen lassen, um sie als Vergeltungswaffe einzusetzen. Heute liegen sie zur Apfelsaftlagerung im tiefen Keller. Die Tanks sind innen sauber ausgekleidet und die Wandung ist aus Krupp-Wehrmachtsstahl, circa 25 mm stark.

Gärung
Der Most beginnt in den Tanks zu gären. Innerhalb von acht bis zehn Tagen spaltet die Hefe den in den Äpfeln enthaltenen Fruchtzucker in Alkohol und Kohlendioxid auf. Da das während der Gärung austretende Kohlendioxid in den Keller entweicht, sorgt das Personal für eine gute Überwachung und Lüftung der Keller. Um das Aroma zu erhalten, muss der Most ausreichend lange gären. Je nach gewünschtem Geschmack trennen die Kelterer den Wein früher oder später von der Hefe und füllen ihn um.
Handwerkliche Herstellung
Je nach Qualität der Äpfel liegt die Saftausbeute zwischen 60 und 70%. Aus ungefähr drei Zentner (150 Kilogramm) Äpfeln gewinnt Possmann durchschnittlich rund 100 Liter Apfelwein.
Abfüllung
Wenn der Apfelwein oder -saft zur Abfüllung ansteht, wird er über lange Rohrleitungen in die Abfüllerei gepumpt. Hier kommen zunächst die Flaschen aus dem Pfandrücklauf an und durchlaufen einen gründlichen Reinigungsprozess. Dieser verläuft komplett automatisiert und erzeugt dabei einen Höllenlärm. Während der Führung war die Reinigungsanlage glücklicherweise aus, sonst hätte man den Führer nicht verstanden. Aber die Schallschutzplatten an der Decke und die Erläuterungen des Führers ließen auf den Lärm schließen.

Danach erfolgt die Abfüllung. Die beiden Abfüllanlagen schaffen zusammen zirka 40.000 Liter pro Stunde. Die frisch verschlossenen Flaschen durchlaufen ein warmes Wasserbad und werden bei höchstens 85 Grad Celsius haltbar gemacht. Anschließend erfolgt die Etikettierung der Flaschen und Verpackung in Kästen. Diese kommen bis zur Auslieferung in eine Lagerhalle.

Verkostung
Zum Abschluss durfte ich die Produkte der Apfelweinkelterei Possmann natürlich auch probieren. Der erste Apfelwein in meinem Leben wollte so gar nicht schmecken. Allerdings hatte ich zunächst Apfelsaft probiert und danach den etwas säuerlichen Apfelwein. Das war sicher nicht optimal. Aber auch der süße Apfelwein überzeugte mich nicht, sodass ich beim Apfelsaft blieb. Das Wahrzeichen der Kelterei, das so genannte „Gerippte“, ließ ich mir allerdings nicht entgehen. Das ist das Glas, das für die bessere Griffigkeit irgendwann mit schrägen Rippen versehen wurde.

Wo bekomme ich Apfelwein im 50 Liter Fass. Eventuell Fass mit Keckverschluß.
Wohne in 75045 Walzbachtal
Lieber Herr Schaier,
vielen Dank für Ihre Anfrage. Sie können sich gern direkt bei der Apfelweinkelterei Possmann informieren.
Viele Grüße
LeezelJones