Nikko (日光, Nikkō) liegt etwa 140 Kilometer nördlich von Tokio in den Bergen auf ca. 550 Meter Höhe am Eingang des Nikko Nationalpark. Der Ort ist bekannt für seine Tempel und Schreine, von denen einige durch die UNESCO als Weltkulturerbe anerkannt sind. Die Stadt erstreckt sich auf einer Fläche von 1.400 km² und hatte im Juni 2016 rund 82.700 Einwohner, zuletzt mit abnehmender Tendenz. Das zeigt sich auch im Straßenbild. Viele Häuser und Geschäfte scheinen verlassen bzw. geschlossen zu sein.

Die Shinkyo Brücke (神橋, Shinkyō)
Am Eingang zu Nikkos Tempeln und Schreinen steht die Shinkyo Brücke, die zum Futusaran Schrein gehört. Die Brücke zählt zu den drei schönsten Japans, zusammen mit Iwakuni’s Kintaikyo und Saruhashi in der Präfektur Yamanashi.
Nach einer Legende bestieg ein Priester namens Shōdō mit seinen Anhängern im Jahr 766 den Berg Nantai, um für den nationalen Wohlstand zu beten. Allerdings konnten sie den reißenden Fluss Daiya nicht überqueren. Also betete Shōdō und ein 10 Fuß hoher Gott namens Jinja-Daiou erschien mit zwei Schlangen um seinen rechten Arm. Jinja-Daiou ließ die blauen und roten Schlangen los und sie verwandelten sich in eine regenbogenartige Brücke, die mit Riedgras bedeckt war, die Shōdō und seine Anhänger benutzen konnten, um den Fluss zu überqueren. Deshalb wird diese Brücke manchmal Yamasugeno-jabashi genannt, was die „Schlangenbrücke von Sedge“ bedeutet.

Shinkyo ist 28 Meter lang, 7,4 Meter breit und liegt 10,6 Meter über dem Fluss. Die Unterseite des Brückenträgers ist schwarz lackiert, während alle anderen Teile zinnoberrot lackiert sind. Der Lack und die notwendigen Grundierungen werden in bis zu 36 Schichten bis zur Vollendung aufgetragen.
Die aktuelle Brücke wurde 1636 errichtet. Bis 1973 war sie für die Öffentlichkeit gesperrt. In den späten 1990ern und frühen 2000ern wurde die Shinkyo Brücke umfangreichen Renovierungsarbeiten unterzogen. Seitdem können Besucher die Brücke gegen ein Eintrittsgeld die Brücke überqueren.
Futarasan Schrein (日光二荒山神社, Futarasan Jinja)
Der Futarasan Schrein wurde von dem buddhistischen Mönch Shodo Shonin, der den Buddhismus nach Nikko brachte, im Jahre 782 gegründet. Der Schrein ist den Göttern der drei heiligsten Berge Nikkos gewidmet: Mount Nantai, Mount Nyoho und Mount Taro. Futarasan ist auch ein anderer Name für Mount Nantai, der bedeutendste der drei Berge.

Der Großteil des Geländes des Schreins kann kostenlos betreten werden, lediglich ein kleiner Teil links neben der Opferhalle (Haiden) kostet Eintritt. Der bezahlte Bereich verfügt über einen kleinen bewaldeten Garten mit ein paar mehr Hallen, eine Quelle, alte heilige Bäume und eine nähere Aussicht auf die Haupthalle (honden), die hinter der Ausstellungshalle steht. Nur 1 km von der Schreinanlage entfernt liegt die zum Schrein gehörende Shinkyo-Brücke.
Rinno-ji Tempel (輪王寺, Rinnō-ji)
Die Geschichte Nikkos ist eng mit der Errichtung des Rinno-ji Tempels im Jahre 766 verknüpft. Der Tempel wurde ebenso von Shodo Shonin gegründet.

Derzeit wird das Hauptgebäude des Rinno-ji Sanbutsudo restauriert und ist dafür mit einer mehrgeschossigen Halle überdacht. Die Renovierungsarbeiten sollen voraussichtlich 2019 abgeschlossen sein. Dazu wurde das oberste der zwei Stockwerke komplett abgetragen und von Grund auf erneuert. Der Tempel kann trotz der laufenden Arbeiten besichtigt werden. Man erhält sogar Einblick in die Restaurationsarbeiten, wenn man den Aufstieg in den siebten Stock auf sich nimmt.

Von hier oben hat man auf jeden Fall einen guten Ausblick auf Nikko und die Umgebung.

Toshogu Shrine (東照宮, Tōshō-gū)
Der Toshogu Schrein ist ein Shinto-Schrein, erbaut 1617 und Tokugawa Ieyasu, dem Gründer der Tokugawa-Dynastie und erster Shogun, gewidmet. Ieyasu gelang es, nach einer anhaltenden Periode der Konflikte, das Land zu einen und zu befrieden. Er führte das Shogunat ein, das Ordnung und Stabilität in die japanische Gesellschaft brachte. Zudem förderte er die Wissenschaft und die Industrie. Ieyasu legte den Grundstein für mehr als 260 Jahre des Friedens und der Kultur während der Edo-Periode, die wesentlich zur Entwicklung des modernen Japan beitrugen.

Ieyasu wird im Nikko Tosho-gu verehrt, auch seine Überreste sind hier beigesetzt. 1999 wurde der Tosho-gu von der UNESCO zusammen mit anderen Schreinen und Tempeln in Nikko zum Welterbe ernannt. Der Schrein ist der berühmteste aller Tosho-gu in Japan. Acht Gebäude des Schreins und zwei Schwerter, die Eigentum des Schreins sind, zählen sogar zu den Nationalschätzen Japans.

Sehr bekannt ist der Toshogu auch für die Darstellung der drei Affen: nichts (Böses) hören, sehen und sprechen:

Taiyuinbyo (大猷院廟, Taiyūinbyō)
Der Taiyuinbyo ist das Mausoleum des dritten Tokugawa Shoguns, Iemitsu, Enkel Ieyasus. Im Stil gleicht er dem nahegelegenen Toshogu Schrein, ist jedoch etwas bescheidener gestaltet aus tiefem Respekt Iemitsus vor seinem Großvater. Taiyuin ist Name Iemitsus nach seinem Tod.

Wie der Toshogu verfügt der Taiyuinbyo über eine Mischung aus buddhistischen und Shinto-Strukturen. Es war bis zur Meiji-Periode üblich, dass Orte der Anbetung Elemente beider Religionen enthalten. Schließlich trennten sich Shinto-Glaube und Buddhismus. Im ganzen Land entfernte man buddhistische Elemente aus den Schreinen und umgekehrt, aber beim Taiyuinbyo wurde die Trennung nicht vollständig durchgeführt. Während Toshogu offiziell ein Schrein wurde, wurde der Taiyuinbyo ein Subtempel des nahen Rinnoji-Tempels.

Der Lageplan zeigt, dass die Tempel, Schreine und die Shinkyo-Brücke relativ nah beieinander liegen. Ich war trotzdem den ganzen Tag zu Fuß unterwegs. Wenn man wie ich vom Bahnhof zu Fuß zu den Weltkulturerbestätten läuft, ist man insgesamt ca. 10 Kilometer unterwegs. Die Anfahrt von Tokio aus dauert zwischen 2:15 und 2:30 Stunden mit einer Art Regionalexpress. An der Metrostation Asakusa nimmt man den Zug der Tobu Skytree Line nach Nikko und Kinugawa Onsen. Das ist die preiswerteste Möglichkeit per Zug nach Nikko zu gelangen und kostet pro Strecke 1.360 Yen (= 11,50 Euro). Die Fahrt in einem der Shinkansen kostet fast das Doppelte und spart eventuell 45 Minuten Fahrzeit.